Die Taten eines Menschen sind die Konsequenz seiner Grundsätze, sagt man. Moritz Nitsche führt mit dem Autohaus J. Wiest & Söhne ein Darmstädter Traditionsunternehmen in der vierten Generation. Sein Urgroßvater Josef Wiest gründete mit Jakob Donges die Firma J. Donges und Wiest bereits 1896. Vier Jahre später verkaufte das Unternehmen das erste Automobil, ein Maurer-Union. Es folgten Krieg und Zerstörung des Geschäfts, Wiederaufbau durch die Söhne Erich und Gero Wiest, Umzüge und Erweiterungen, Um- und Neubau unter den Enkeln des Gründers, Dr. Ekkehard Wiest und Annegret Nitsche-Wiest – bis die heutige Unternehmensgruppe Wiest Autohäuser mit Niederlassungen in Darmstadt, Bensheim und Lampertheim sowie Partnerunternehmen in Groß-Umstadt und Heppenheim entstand. Zwei Grundsätze wurden jeder Generation der Unternehmerfamilie in die Wiege gelegt: Sei ein fairer Arbeitgeber und engagiere dich für deine Stadt und deine Region.
Ekkehard Wiest war in Darmstadt vor allem kulturell sehr aktiv. Die Wiederertüchtigung des mittelalterlichen Hinkelsturms als Altstadtmuseum hatte er mitfinanziert: Zum hundertjährigen Bestehen des Autohauses überzeugte der Unternehmer, zu dieser Zeit auch ehrenamtlich als Schatzmeister des Freundeskreises Stadtmuseum Darmstadt aktiv, die Gesellschafter des Autohauses, 250.000 Deutsche Mark für die städtische Kultur zu spenden. Ekkehard Wiest war zudem ein bekannter Historiker und absoluter Kenner der Stadtgeschichte Darmstadts, zu der er mehrere Bücher verfasst hat. Sozial engagierte er sich darüber hinaus unter anderem im Rotary Club. »Auch meine Mutter Annegret Nitsche-Wiest war eine sozial sehr aktive Unternehmerin – beispielsweise als Mitglied des Aufsichtsrates der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt«, sagt Moritz Nitsche und weiß, dass das erst mal ungewöhnlich klingt, »aber in dieser Funktion können Unternehmer mit Häftlingen sprechen und deren Alltag verbessern«. So hat dort unter anderem ein Benefiz-Fußballspiel zwischen einer Gefängnis- und einer Firmenmannschaft stattgefunden. Das bedeutet für die Insassen Kontakt zur Außenwelt und bringt umgekehrt Menschen mit ihnen in Kontakt, die ansonsten keine Berührungspunkte zu Häftlingen hätten.
Den Grundsätzen Taten folgen lassen
Die Grundsätze seiner Familie füllt auch Moritz Nitsche mit Leben: Er ist aktives Mitglied im Verein Unternehmer für Darmstadt (UfDA), der sich über Freiwilligenarbeit, Sach- oder Geldspenden für die Gesellschaft einsetzt. »Wir alle sind Ur-Darmstädter, im Schnitt um die 40 Jahre alt, wohnen und arbeiten hier und teilen die gleiche Überzeugung: Genauso wie wir für unsere Mitarbeiter und unsere Geschäftsentwicklung Verantwortung übernehmen, wollen wir einen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten.« Ihre Aktivitäten sind breit gefächert: Sie haben beispielsweise den Dachstuhl der Deutschen Kinderkrebsstiftung in Darmstadt ausgebaut, in den die Administration zog, damit auf den unteren Etagen mehr Platz für die Kinder ist. Sie haben die Gemeinschaftswohnräume im Frauenhaus »Frauen Räume« renoviert und Fahrräder für die Jugendverkehrsschule gespendet. Sie haben mit der Obdachlosenhilfe am Europaplatz vor dem Westbahnsteig warmes Essen und Getränke, Kleidung und Hygieneartikel verteilt und den Obdachlosen ihr Ohr und ihre Zeit geschenkt. »Zwar sind wir stark im Sozialen engagiert, möchten uns aber im Moment thematisch nicht zu sehr einschränken«, sagt Moritz Nitsche. »Wir unterstützen dort, wo es uns sinnvoll erscheint – auch wenn diese Offenheit zur Folge hat, dass wir sehr viele Anfragen erhalten und auch mal eine Absage erteilen müssen.« Deshalb freut man sich im Verein über jeden Förderer, der sich einbringen möchte – ob über persönliches Engagement, bei dem man auch mal selbst Hand anlegt, oder über Spendengelder.
Auch mal Nützliches mit Praktischem verbinden
Nicht jedes wohltätige Engagement des Unternehmens steht in Verbindung mit UfDA. »Wir unterstützen die Tafel im Nutzfahrzeugbereich. Und vieles läuft eigenständig über unsere Fachbereichsleiter. Auch hier helfen wir, wo es Sinn macht«, sagt Moritz Nitsche. Ein eigenes Charity-Event veranstalten die Wiest Autohäuser außerdem seit 2015: Die Wiest Charity Golf Tour wird auf unterschiedlichen Plätzen in der Region ausgetragen. Jeder Teilnehmer kann durch seine sportliche Leistung dazu beitragen, Spenden zu generieren. Pro gespieltes Hole-in-one, Birdie, Eagle, Par oder Bogey während der insgesamt zehn Turniere wird von den Tourpartnern ein festgelegter Betrag in den Spendentopf gezahlt. Die erspielten Beträge aller Turniere werden addiert und die Gesamtsumme am Ende des letzten Turniers an den Verein für krebskranke und chronisch kranke Kinder Darmstadt/Rhein-Main-Neckar übergeben. Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch ist Schirmherr des Projekts. »Die Idee zu dem Charity-Event entstand, weil auf dem Golfplatz zu Kunden und Geschäftspartnern eine persönliche Beziehung gepflegt werden kann. Über den Sport ist man schneller per Du, als das sonst der Fall wäre«, erklärt Moritz Nitsche. »In Kombination mit Sport und Spendenaktion lässt sich sogar eine noch engere Beziehung aufbauen, schließlich engagieren wir uns gemeinsam für eine gute Sache.«
Trotz aller wohltätigen Aktionen, die Moritz Nitsche mit anderen Unternehmern und mit seinem Team für sein gesellschaftliches Umfeld vorantreibt: Die Mitarbeiter stehen für ihn an erster Stelle: „Das Innenverhältnis sollte immer vor dem Außenverhältnis stimmen«, meint der Geschäftsführer. Als erstes Unternehmen in Hessen bekannten sich die Wiest Autohäuser deshalb zu den Zielen der »AutohausFair«-Kampagne der IG Metall. Über die Aktion stellt die Gewerkschaft Autohäuser heraus, die sich an Tarifverträge halten, einen Betriebsrat haben und auf Ausbildung setzen. »Ein sozial engagierter Unternehmer zu sein und ein soziales Unternehmen zu führen, das gehört für mich zusammen.«
Frühstücken und über werteorientierte Führung sprechen
Fairer Wettbewerb, Rücksicht auf natürliche Ressourcen, eine gelebte Sozialpartnerschaft und ein hohes Engagement für die Region, in der man lebt und arbeitet – Corporate Responsibility (CR) ist ein synonym für werteorientierte Führung, die versucht, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Unternehmensziele in Einklang zu bringen. Das wirkt sich auch positiv aufs Image und letztlich auf die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens aus. Als Plattform für den Austausch bietet die IHK Darmstadt das »CR-Frühstück« an: Unternehmen präsentieren in dieser Veranstaltungsreihe ihre Best-Practices, beim gemeinsamen Frühstück können sich die Teilnehmer dazu austauschen. Die nächsten Termine finden Sie unter www.darmstadt.ihk.de